Vom Wasserdargebot zum Hochwasserrisiko
Felix Hauser (Hydrologischer Atlas Schweiz), Rouven Sturny (Mobiliar Lab für Naturrisiken), Rolf Weingartner (Mobiliar Lab für Naturrisiken/Hydrologischer Atlas) Simon Scherrer (Scherrer AG)
Heure
Der erste Beitrag unserer virtuellen Vortragsreihe widmet sich dem Thema «Hochwasserrisiko». Felix Hauser, Rouven Sturny und Rolf Weingartner stellen die Karten des hydrologischen Atlas der Schweiz und der Plattform hochwasserrisiko.ch vor. Simon Scherrer berichtet über den Nutzen modellunabhängiger Beurteilung der Abflussbereitschaft für hydrologische Fragestellungen.
Inhalt
hydrologischeratlas.ch und hochwasserrisiko.ch
Interaktive Karten in der Anwendung
Felix Hauser, Rouven Sturny und Rolf Weingartner
Karten sind unentbehrlich: Halfen sie früher, die Weite des Raums zu entdecken und zu erfahren, erlauben sie heute vielfältige thematische Einblicke in den unterschiedlichsten Raum- und Zeitskalen. Dank interaktiver Werkzeuge lassen sich heute auf Benutzerinnen und Benutzer zugeschnittene Daten und Informationen erschliessen, beispielsweise zu extremen Niederschlägen oder zu Hochwasserschäden. Für den Kreis der SGHL-Mitglieder sind die Karten des Hydrologischen Atlas der Schweiz und der Plattform hochwasserrisiko.ch von besonderem Interesse. In drei Kurzvorträgen werden die beiden Produkte mit einem starken Fokus auf Anwendungsmöglichkeiten vorgestellt.
Nutzen modellunabhängiger Beurteilung der Abflussbereitschaft für hydrologische Fragestellungen
Beispiel Maggia (Kt. TI) - ein Einzugsgebiet der Superlative
Simon Scherrer, Daniel Näf, Peter Kienzler
Aufgrund der Lage des Einzugsgebiets und seiner Gebietseigenschaften spielt die Maggia hydro- meteorologisch gesehen in der "Champions-League", denn das Südtessin ist bekannt für extrem hohe Niederschlagsintensitäten, die sonst kaum in der Schweiz auftreten. Das alpine Einzugsgebiet ist zudem geprägt von morphologischen Extremen: Neben tiefgründigen Lockermaterialablagerungen gibt es grosse Höhenunterschiede, grosse Steilheit und ausgedehnte Felsgebiete, die auf eine rasche Abflussbildung hinweisen. Unter diesen Vorzeichen wurde die Grösse seltener Hochwasser an der Maggia (HQ30, HQ100, HQ300) mit einer detaillierten Untersuchung ermittelt. Es wird gezeigt, wie methodisch mit diesen extremen Randbedingungen bei der Hochwasserabschätzung umgegangen wurde, indem ein "Mehr-Standbeine-Ansatz" zum Einsatz kam.
Eine zentrale Rolle im Vorgehen spielt das räumlich differenzierte Niederschlag-Abflussmodell QArea. Es stützt sich stark auf eine modellunabhängige Beurteilung der Abflussbereitschaft (Abflusstypenkarte) ab. Diese Abflusstypenkarte wurde hier unter Verwendung digital verfügbarer Daten mit einem GIS-Ansatz automatisiert hergeleitet. Es wird gezeigt, wie auf der Grundlage von Bodensondierungen und Beobachtungen im Feld ein Systemverständnis der Abflussbildung gewonnen wurde und wie daraus die Regeln zur Kartierung unterschiedlicher Abflusstypen formuliert wurden. Ausserdem wird erläutert, wie diese Abflusstypenkarte interpretiert werden kann und wie sie durch das räumlich hoch aufgelöste Niederschlag-Abflussmodell (QArea) umgesetzt wird.
Die Abflusstypenkarte ermöglicht eine unabhängige Parametrisierung des Niederschlag-Abfluss- Modells auf der Grundlage von Prozesswissen. Sie bietet daneben die Möglichkeit, vorhandene Messdaten, aber auch das eigene Systemverständnis der Abflussbildung kritisch zu hinterfragen. Der Forderung der hydrologischen Community, mehr Prozesswissen in hydrologische Modelle einzubringen, wird auf diese Weise nachgekommen und dabei erst noch für die Beantwortung praktischer Fragestellungen zum Hochwasserrisiko eingesetzt. Dieser Abflusstypenansatz wird mit den Abflussbildungsmodulen anderer Modelle verglichen. Es wird auch diskutiert, inwieweit diese Abflusstypenkarte auch für andere hydrologische Fragestellungen genutzt werden kann.
Programm
16.30 - 16.35 - Begrüssung
16.35 - 17.10 - Referat «hydrologischeratlas.ch und hochwasserrisiko.ch»
17.10 - 17.40 - Referat «Nutzen modellunabhängiger Beurteilung der Abflussbereitschaft für hydrologische Fragestellungen»
Série de présentations virtuelles SSHL 2022
- The Arctic Century Expedition
- Les eaux internationales sous l’angle controversé de la politique et de l’écologie
- Die Seeforelle in der Hasliaare / Die Bedeutung der Geschiebezufuhr für morphodynamische Prozesse - Erkenntnisse aus einer Masterarbeit und einer Dissertation
- Festlegung der Gewässerräume - Grundlagen, Planung, Umsetzung
- Abschätzung von Extremhochwasserereignissen
- IPCC AR6 «Klimawandel 2021» - Ein Überblick
- Vom Wasserdargebot zum Hochwasserrisiko